Antragsteller*in: | Sebastian Koeppen (KV Märkisch-Oderland) |
---|
W3: Sebastian Koeppen
Bewerbungstext
Liebe Freund*innen,
vor etwas mehr als 20 Jahren bin ich aus voller Überzeugung Bündnisgrünes Mitglied geworden. In dieser Zeit habe ich einige Höhen und Tiefen unserer Partei miterleben dürfen. Für mich persönlich war der 22.09. der absolute Tiefpunkt, der auch meine eigene kleine Welt ins Wanken gebracht hat.
Die Wahlniederlage ist für unsere Partei ein Desaster und eine historische Zäsur. Von der Regierungsbank sind wir in die APO abgestürzt, mit fatalen Folgen für unsere Partei. Mit dem Wegfall der Fraktion geht uns nicht nur sehr viel Wissen und Know-how verloren, sondern auch innerhalb des Landesverbandes müssen Büros geschlossen und schwerwiegende Strukturanpassungen vorgenommen werden. Uns fehlt schlicht und ergreifend das Geld, um die vorhandenen Strukturen mit dem entsprechenden Personal aufrechtzuerhalten. Doch diese benötigen wir gerade in Zeiten der APO. Jetzt gilt es weiterhin vor Ort präsent zu sein und mit guten Ideen und Initiativen Menschen von bündnisgrünen Vorhaben zu überzeugen.
Nach 11 Jahren Tätigkeit für unsere Abgeordneten Michael Jungclaus, Benjamin Raschke und Clemens Rostock muss ich mein Leben neu sortieren. Meine Konstante ist dabei Bündnisgrün. Hauptamtlichen ist es nicht erlaubt für den Parteirat zu kandidieren. Das finde ich vollkommen richtig, hier soll unsere geschätzte Basis ran. Aber nun packe ich die Chance beim Schopfe und bewerbe mich als Basismitglied. Aus dem Oderbruch in die große weite bündnisgrüne Welt!
Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig standhaft zu bleiben und Haltung zu bewahren. Wir als Partei stehen zu unseren Grundüberzeugungen, auch wenn wir im Moment von vielen Seiten hart angegangen werden. Und gleichzeitig müssen wir vieles hinterfragen und auf den Prüfstand stellen. Ein „weiter so“ kann und darf es nicht geben. Wir brauchen im Landesverband einen Neustart. An diesem möchte ich gern mitwirken.
Für politische Glaubwürdigkeit ist es unerlässlich zu den eigenen Fehlern zu stehen. Nach der Wahlniederlage mangelte es an klaren und eindeutigen Fehlereingeständnissen und kritischen Analysen. Wir müssen demütig die Gründe für unsere Niederlage zuallererst bei uns selbst und nicht bei Anderen suchen. Auf den Regionalkonferenzen wurden nun einige Gründe für unser schlechtes Abschneiden diskutiert: mangelhafte Mitgliedermobilisierung, Kampagnenunfähigkeit der Partei, Themensetzung, fehlende Zuspitzung und Reaktion etc. pp. Dies war ein erster wichtiger Schritt für den Neuanfang.
Ich möchte kein Trübsal blasen, sondern dafür eintreten, dass wir spätestens in 4 Jahren und 10 Monaten wieder in den Landtag einziehen! Deswegen heißt es nun anpacken und das brandenburgweit. Ja, wir holen die meisten Stimmen im Speckgürtel. Doch den ländlichen Raum müssen wir uns endlich erkämpfen und ich sage euch – wir können das!
Als Basismitglied möchte ich meine Erfahrungen und Kenntnisse einbringen. Aus der wunderschönen Stadt Königs Wusterhausen bin ich in das landschaftlich einzigartige Oderbruch gezogen – dem so häufig besprochenen ländlichen Raum. In Königs Wusterhausen habe ich den Ortsverband mitbegründet und war Stadtverordneter; in Märkisch-Oderland bin ich seit fast 10 Jahren Kreisgeschäftsführer. Ich kenne sowohl die Bedürfnisse und Wünsche vom Speckgürtel als auch die im ländlichen Raum.
In meiner Heimatgemeinde Neuhardenberg gibt es nicht nur eine traumhafte Landschaft und im Moment zigtausend Zugvögel. Leider gibt es dort auch genauso viele Antidemokraten, die einen gesellschaftspolitischen Rollback in die 1930er Jahre wollen. Ohne Scham und Scheu wird öffentlich der „Gruß“ gezeigt. Das Nummernschild ist II 44, weil HH 88 verboten ist. Bei manchen Mitmenschen sollte man sich hüten sich als Grüner zu erkennen zu geben. Bei der Landtagswahl hat der rechtsextreme Kandidat das Direktmandat mit fast 50 % der abgegebenen Stimmen gewonnen – unser Kandidat wurde von nicht einmal 1 % der Wähler*innen gewählt. Dies alles ist verstörend, niederschmettern und demoralisierend.
Aber es gibt auch Lichtblicke. So wurde ich bspw. im rewe darauf angesprochen, wie cool und mutig es von mir sei mit einem ‘refugees welcome‘ Beutel einzukaufen. Persönlich besonders berührt hat mich letztens ein Gespräch mit einem Arzt. Dieser erzählte mir, dass er nur vier Wochen nach der Wahl es schon bitterböse bereut auf Woidkes Schmierentheater reingefallen zu sein und nicht seiner inneren Überzeugung gefolgt ist und wie 2019 uns Bündnisgrüne gewählt hat.
Auch außerhalb des Speckgürtels gibt es überzeugte Demokrat*innen, die sich für eine weltoffene, sozialgerechte und klimaneutrale Gesellschaft einsetzen wollen und sich vom aktuellen Landtag nicht repräsentiert fühlen. Wir müssen in den kommenden Jahren Ansprechpartner*in und Sprachrohr für diese Menschen werden. Und wir müssen unserem Parteinamen wieder gerecht und Bündnispartner für die zahlreichen großartigen Vereine und Initiativen werden.
Mir ist klar, dass wir uns als Partei aus taktischen Gründen vermehrt um die Stimmen in unseren „Hochburgen“ bemüht haben, aber wir dürfen nicht den Fehler begehen und den ländlichen Raum auch bei uns in der Partei abzuhängen. Die Sorgen, Nöte, Chancen und Herausforderungen bei mir im Oderbruch sind andere als in Potsdam, Falkensee oder Hohen Neuendorf. Aber ähnlich wie in der Prignitz, der Uckermark, in Elbe-Elster, Spree-Neiße oder Oberspreewald-Lausitz. Ich möchte der Perspektive der Peripherie als Basismitglied stärker Gehör verschaffen.
Leider kann ich am 30.11. nicht vor Ort bei euch in Cottbus sein. Nichtsdestotrotz freue ich mich über euer Vertrauen und eure Stimme!
Hoffnungsvolle, kämpferische und solidarische Grüße
Sebastian
Sebastian Koeppen
geboren 1985 in Königs Wusterhausen
Wohnhaft in Neuhardenberg
geschieden, zwei Kinder
Bündnisgrünes Mitglied seit Oktober 2004
Seit 2013 tätig für unsere Abgeordneten Michael Jungclaus, Benjamin Rasche und Clemens Rostock
Kreisgeschäftsführer Märkisch-Oderland seit 2015
Betriebsratsvorsitzende im Landesverband seit 2023
Gründung der Ortsverbände Königs Wusterhausen, Fredersdorf-Vogelsdorf, Petershagen/Eggersdorf, Wriezen, Müncheberg & der Regionalverbände Märkisch-Schweiz und Oderbruch Nord-Ost
Stadtverordneter in Königs Wusterhausen 2019-2021
Hobby: Imkern 🐝
0151 4000 4111