Antragsteller*in: | Sebastian Gellert (KV Barnim) |
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W-16-GEL: Sebastian Gellert
Bewerbungstext
Ich bin Basti, ein Grüner aus dem Niederbarnim, genauer aus dem kleinen Dörfchen Weesow.
Ich wurde vor 48 Jahren in Berlin- Pankow geboren und lebe als 3-facher, verheirateter Familienvater gemeinsam mit mehreren Familien, ein paar Pferden und Hunden auf einem Bauernhof und verdiene meinen Lebensunterhalt mit dem Verlegen von Holzfußböden. Ich liebe meine Familie, meine Arbeit und mein Dorf und wenn es nach mir ginge, dann müsste sich an meinem Leben niemals etwas ändern. Ich könnte jetzt noch sagen, dass meine Hobbys die Musik und das Lesen sind und schwupps, wäre meine Bewerbung inhaltlich fertig. So einfach scheint es dann doch nicht, oder?
Als ein Mensch, der 1975 in der DDR geboren wurde, habe ich sehr früh in einem autokratischen System kennenlernen dürfen, wie ein totalitärer Staat funktioniert. Den ersten Kontakt mit der Staatssicherheit hatte ich mit 11 Jahren. Die erweiterte Oberschule, das Gymnasium der DDR, kam für einen freigeistigen Jungen mit akademischem, familiären Hintergrund aus der Sicht meiner schulischen „Förderer“ nicht in Frage. Schon in der 8.Klasse legte man mir und meiner Familie nahe, ich solle mich in Richtung einer soliden Facharbeiterausbildung orientieren. Zum Straßenbahn führen wäre ich wohl geeignet, was so überhaupt nicht meiner Vorstellung entsprach.
1989 kam die Wende für mich keine Minute zu früh. Ich möchte mir nicht vorstellen wohin die Aktionen geführt hätten, an denen ein Jugendlicher, der gerade die Punkszene Ostberlins für sich entdeckt hatte, so beteiligt war in dieser turbulenten Zeit. Ich kann noch heute nachempfinden, wie sich wirkliche Freiheit in diesem Moment anfühlte, als sich die Grenzen öffneten. Mir war schon damals bewusst, dass eine pluralistische, freie Gesellschaft keine von Gott gegebene Selbstverständlichkeit ist, sondern erkämpft, geschützt und verteidigt werden muss.
Ich nutzte fortan alle Möglichkeiten, die mir die neu gewonnene Freiheit gab. Ich schloss mein Abitur ab, verließ mit 16 mein Elternhaus, begann Jura zu studieren, unterbrach das Studium für meinen ZiVi, entdeckte dort mein Interesse für Medizin und begann 1997 eben dieses Studium an der FU Berlin. Zur Finanzierung des Studiums begann ich noch im Sommer Holzfußböden zu bearbeiten. Schnell kamen zu dem Abschleifen von alten Dielen im Berliner Altbau auch die Neuverlegung von Holzböden und damit die Liebe zu dem Beruf des Parkettlegers, die irgendwann folgerichtig die Medizin verdrängte. Ich habe diese Entscheidung in den vergangenen fast 27 Jahren nie bereut und sie gab mir die Möglichkeit mit 26 Jahren einen großen, verfallenen Bauernhof zu kaufen und zu meinem neuen Lebensmittelpunkt auszubauen. Warum schreibe ich das alles?
Gestaltende Politik in einer Demokratie ist die Möglichkeit eines Menschen, auf sich ändernde Dinge im Leben selbstwirksam reagieren zu können. Ich wollte immer gestalten und wollte immer selbstwirksam sein. 2010 wurde ich sachkundiger Bürger der SVV Werneuchens. Seit 2014 bin ich Stadtverordneter. 2020 wurde ich in den Ortsbeirat meines Dorfes gewählt wo ich seit 2022 einem mit Zweidrittel-Mehrheit grün geführten Ortsbeirat vorstehe. Seit 2019 Mitglied bei den Grünen habe ich seit 2022 die Ehre, meinen Kreisverband Barnim als Sprecher zu unterstützen.
Wir leben in Zeiten, wo der Druck der Veränderungen größer wird und damit auch der Druck auf unsere Demokratie steigt. Ich glaube auch nicht, dass es zu pathetisch klingt, wenn man das Wort „Demokratie“ mit dem Wort „unsere Erde“ ersetzt. Und die Reaktion auf diesen Umstand kann nur sein, gestaltende Politik zu machen. Die Antwort muss sein, dass wir die dringend benötigte Transformation der Energiegewinnung aktiv in die Hand nehmen und vorantreiben. Das wir den wichtigen Umbau unserer Landwirtschaft aber auch unserer Wälder weiterführen. Das wir Grundlagen schaffen, die es den Menschen ermöglichen, gut, verlässlich, bezahlbar, barrierefrei und sicher zu wohnen, ohne dabei die begrenzten Ressourcen aus dem Blick zu verlieren. Das wir unsere Natur schützen, um sie für unsere späteren Generationen noch erlebbar zu erhalten und vieles mehr.
Die Aufgabe von Politik ist nicht, für alle Probleme selbst Lösungen zu entwerfen, sondern Menschen zu finden, die Antworten auf diese Probleme haben, diese zusammenzubringen und ein Umfeld zu schaffen, um sie wirksam arbeiten zu lassen. Und Aufgabe von Politik ist es, alle Anderen auf diesen Wegen mitzunehmen. Transparent und ehrlich. Klar und verständlich. An diese Maxime glaube ich.
Wir treiben in meinem Dorf die Schaffung eines Nahwärmenetzes, gespeist aus Erneuerbaren unseres direkten Umfeldes, voran. Wir nutzen den Wind- und Solareuro und die Möglichkeiten der Einnahmen für die Anrainerkommunen aus dem Erneuerbaren Energiegesetz und gestalten unsere Mobilitätskonzepte aus. Wir bringen Sozialarbeiterinnen in unsere Schulen und lenken über soziale Wasserhilfegeld-Richtlinien den Verbrauch von Wasser in unserer Kommune. Diese Beispiele sind keine Dinge, die ich mir vorgenommen oder als Wahlversprechen ausformuliert habe, sondern das ist, was ich jetzt gerade mache.
Ich bin ein Mensch, dem ein ehrlicher Händedruck wichtiger ist, als die fünfte Umformulierung eines Nebensatzes, um Hintertüren offen zu halten. Ich glaube an ein Team, weil auch die Vielfalt von Perspektiven den Blick weitet, aber den Fokus schärft. Ich glaube an die unverrückbare Grundbedingung der Parität, weil die Welt in der wir leben noch viel zu stark von falschen Entscheidungen eines veralteten, patriarchalen Systems beeinflusst wird. Ich arbeite für eine Transformation des Wirtschaftssystem, weil es Faktoren zur Bewertung eines Wachstums benötigt, die Gesundheit, Glück, Sicherheit und Gemeinwohl bemessen und nicht nur den Wert von Aktiendepots oder Bankkonten der 10% Reichen in unserer Gesellschaft.
Ich bewerbe mich auf unserer Landesliste weil ich weiß, dass es Menschen wie mich und deren Perspektiven in unserer Partei und im Landtag braucht. Und deshalb bitte ich Euch um Eure Stimme!
- Listenplatz:
- 16
48 Jahre
Verheiratet, 3 Kinder
Wohnort: Barnim, Werneuchen OT Weesow
Selbstständiger Parkettleger seit 1997
Stadtverordneter in Werneuchen seit 2014
Ortsbeiratsvorsitzender Weesow seit 2022
Co-Sprecher KV Barnim seit 2022
Kontakt: s.gellert@gruene-barnim.de