Antragsteller*in: | Faina Dombrowski (KV Märkisch-Oderland) |
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W-20+ -DOM: Faina Dombrowski
Bewerbungstext
Die Texte sind Euch zu lang, Platz 20+ interessiert nur so mittel und überhaupt ist die Schrift zu klein. Dann fasse ich kurz zusammen: ich bin Faina, bei der irgendwas immer geht, die für manche Entscheidungen länger braucht und die die Ausdauer eines Terriers hat. Aber vielleicht solltet Ihr doch lieber weiter lesen…
Mein Geburtstag war ein Feiertag, Tag der Republik, was mir jedes Jahr Demo-frei und eine Gratulation vom Staatsratsvorsitzenden bescherte. Ich verbrachte die erste Zeit meines Lebens in Werneuchen. Aufgewachsen bin ich in Marzahn, wo ich auch die Wende und die Baseballschläger-Jahre erlebt habe.
Als Christin mit doppelter Staatsbürgerschaft hatte ich von der DDR außer Gratulation zum Geburtstag nicht sonderlich viel zu erwarten. Mir ist heute völlig bewusst, dass ohne die Wende aus mir nie etwas geworden wäre. 1989 wurde mein „Onkel Matthias“ unter De Maiziere Regierungssprecher der ersten freigewählten Regierung der DDR. Mein Vater zog als politischer Berater und Übersetzer ein und teilte sich mit einer jungen, schlecht frisierten Physikerin einen Schreibtisch: Angela Merkel. Mit ihr flog er z.B. nach Moskau, um die 2+4 Gespräche zu begleiten. Ich weiß noch genau, wie stolz ich war, wenn ich ihn im Fernsehen gesehen habe.
Ich will Euch mit Details aus meiner bewegten Jugend, geprägt von Arbeitslosigkeit der Eltern, Hormonen und meinem wenig vorbildhaften Bildungsweg nicht langweilen und komme gleich zu den wichtigen Eckdaten: hinter mir liegen 20 Jahre Berufserfahrung in den Medien, eine Selbstständigkeit und ja, sogar zwei erfolgreich abgeschlossene Studiengänge. Für meinen Master in Wirtschaftspsychologie habe ich zum Beispiel untersucht, inwiefern sich ost- und westdeutsch geprägte Personen in ihren grundlegenden Werten unterscheiden.
2010 bin ich erstmals mit Grüner Politik in Berührung gekommen, als Gründungsmitglied einer Bürgerinitiative gegen den Flughafen. Michael Jungclaus stand damals fest an unserer Seite. Nach meiner ersten Sitzungsleitung schenkte er mir ein Buch: „Besprechungen erfolgreich moderieren“, welches noch immer ungelesen in meinem Regal steht.
2014 leitete ich einen Willkommenskreis. Wir stellten eine Art gallisches Dorf in Märkisch-Oderland dar, weil wir uns gegen die Auflösung eines Flüchtlingsheimes und die Verlegung der Familien in Turnhallen gewehrt hatten. Wir haben über Facebook so viele Unterstützer*innen gefunden, die Familien bei sich Zuhause aufgenommen haben, dass kein Kind seine Kita oder Schule verlassen musste, obwohl dezentrale Unterbringung damals (und heute!) in MOL verboten war. Auf Vorschlag der Grünen hin, wurde ich von der Brandenburger Landesregierung für mein Engagement 2015 geehrt.
2018 begleitete mich beim Frauenmentoring-Programm Ursula als Mentorin. Im selben Jahr durfte ich erstmals auf einer LDK eine gesetzte Rede halten. Ohne Michaels Buch gelesen zu haben, ohne eigene Agenda und vor allem als NICHT-Mitglied. Ich war immer der Meinung, dass ich ohne Parteibuch sehr viel mehr erreichen kann als mit. Als Aktivistin fühlte ich mich frei und glaubwürdiger als all diejenigen, die ihre Parteiprogramme vor sich hertrugen.
Den Ausschlag für ein Bekenntnis zu Grün hat für mich die Kommunalwahl 2019 gegeben, als in Neuenhagen ein 20-jähriges Neumitglied die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte. Hier wurde für keinen Parteisoldaten gestimmt, sondern für Aufbruch. Mir wurde gleichzeitig klar, was ich als Aktivistin NICHT kann: mich authentisch für mehrere Themen gleichzeitig einsetzen. Das sieht man an Greta Thunberg. Die Glaubwürdigkeit, die sie sich im Kampf gegen den Klimawandel erarbeitet hat, zerstört sie in dem Moment, in dem sie den Nahostkonflikt lösen möchte.
Im Juli 2019 wurde ich also nach nur 9 Jahren Anlauf das 100. Mitglied im Kreisverband MOL und Mitglied #1.777 im Brandenburger Landesverband. Ich engagierte mich als Sachkundige Einwohnerin, Sprecherin des Ortsverbandes und Beisitzerin im Kreisvorstand. 2021 habe ich die Seiten von der Wirtschaft in die Politik gewechselt und leite seitdem die deutschen Büros unseres Europa-Abgeordneten Sergey Lagodinsky.
Auch wenn ich kein Mandat anstrebe, so gibt es doch Herzensthemen, die mich begleiten: Europapolitik fasziniert mich, in Brüssel fühle ich mich gleichermaßen zuhause wie in Neuenhagen. Durch meine Arbeit bin ich sowohl nah an der Bundes-, als auch der Landespolitik. Ungerechtigkeit treibt meinen Puls, genauso wie Menschen, die sich von Parolen fangen lassen. Gerade in solchen Situationen versuche ich allerdings Wege abseits von Belehrungen zu finden. Das hat mich mein Studium gelehrt, in dem ich mich hauptsächlich mit Ethikfragen beschäftigt habe. Und schlussendlich sind Migration, Integration und eine offene Gesellschaft für mich Zukunftsthemen - nicht nur weil sie mich als Mensch mit Migrationshintergrund persönlich betreffen, sondern weil sie ein lebendiges Bild einer Welt voller Chancen zeichnen, die ich mir für meine Kinder wünsche.
Was mich auf den hinteren Teil der Liste treibt, erkläre ich in meiner Rede. Es sei aber schon so viel gesagt: ich bin Idealistin und fest davon überzeugt, dass es Menschen braucht, die Zeichen setzen – auch wenn sie manchmal mit ihrer Hartnäckigkeit nervig sind. Mein Motto ist „Irgendwas geht immer“ und daher verbeiße ich mich gern in vermeintlich aussichtslose Situationen, um genau dort das zu finden, was eben doch noch ging, auch wenn niemand daran geglaubt hat. Mein Lebenslauf ist davon geprägt, sich zu bekennen, den Blick nicht einzuengen und in jeder Lebenslage für die Dinge zu kämpfen, an die man glaubt. Ich will zeigen, dass das auch ohne Mandat geht und dass es vielleicht sogar noch wichtiger ist, auch diese Plätze zu besetzen. Wir müssen auf den Marktplätzen Brandenburgs für unsere Werte einstehen, auch wenn am Ende kein Ruhm winkt. Denn eines habe ich aus meiner Zeit als parteilose Aktivistin mitgenommen: man kann gerade im Hintergrund viel bewegen. Heute weiß ich zusätzlich noch, dass ein Parteibuch auch nicht schadet.
Weitere Angaben zur Person
2010 Gründung Neuenhagen gegen Fluglärm
2014 Gründung Get2Gether Hoppegarten
2015 Ehrung beim Ehrenamtsempfang der Brandenburger Landesregierung
2017 Sonderpreis der Society of News Design für Reportage über Migration
2018 Frauen-Mentoring Programm am Brandenburger Landtag mit Ursula Nonnemacher als Mentorin
2019 Eintritt bei B90/Grüne; Sachkundige Einwohnerin im Kultur- & Sozialausschuss Neuenhagens
2022 Sprecherin des Ortsverbandes Neuenhagen
2023 Beisitzerin des KV MOL
2024 Grüne Spitzenkandidatin in der Kommunalwahl für die Gemeindevertretung Neuenhagen + DiKa im WK31
2024 Gründung Bündnis "Neuenhagen ist BUNT"
Weitere Mitgliedschaften & politische Themen: Foodsharing Neuenhagen, LAG Europa, LAG Migration, externe Vermittlerin für die Opfer der Bodenreform (Neusiedlererben), Patin für mehrere geflüchtete Familien aus Afghanistan, Syrien, Russland und Iran
- Listenplatz:
- nach 20
- Geb. 1977 in Berlin-Buch --> Werneuchen --> Prenzlberg --> Marzahn --> Neuenhagen
- seit 24 Jahren verheiratet, 2 Kinder (11 & 22)
- Eltern: Schulsekretärin & Dolmetscher
Bildung
1997-1999 Germanistik/Russistik/Gender Studies an der HU (abgebrochen ... ein bisschen Klischee muss sein)
2005-2010 - Bachelor of Arts mit Schwerpunkt Medienethik (berufsbegleitend)
2017-2018 - Master of Science mit Schwerpunkt interkultureller Psychologie (berufsbegleitend)
Beruf
1999-2010 Der Tagesspiegel, div. Führungspositionen
2010-2018 Die Welt / Welt am Sonntag, div. Führungsposition
2018-2020 Selbstständig als freie Journalistin & PR-Beraterin
seit 2021 Büroleiterin & Pressesprecherin von MdEP Sergey Lagodinsky