Es braucht kein neues Kompetenzzentrum, dass weiteres für die Alleen nötiges Geld verbrennt. Die Ursachen des Alleensterbens sind wohlbekannt und nur durch deren Änderung, abgesehen von den Klimawirkungen, können die Alleen gerettet werden:
Der Sicherheitsvorrang des Verkehrs ist die Hauptursache des Alleenschwundes. Der verlangte Abstand von 4,50 m zu stark befahrenen Landstraßen bewirkt, dass allein der nötige Landerwerb das Geld auffrisst, bevor ein Baum gepflanzt wurde und dass zudem Charakter und Wirkung der Allee verloren gehen. Das Prinzip des Nicht-Nachpflanzens im Bestand dient nur der späteren Bestandstandspflege, Lückenschluss kann Jungbäumen durch ein umgebendes schützendes Biotop durchaus hilfreich sein. Das Sicherheitsargument scheint nicht zu gelten in Bezug auf Leitplanken, denn dahinter wird regelmäßg nicht gepflanzt – das ist zu ändern. Zudem ist die Machtlosigkeit der Naturschützer bei den regelmäßigen Baumschauen ist ein weiterer Grund für die Bestandsverluste – denn jeder „totgepflegte“ Baum ist ein „Gewinn“=Ersparnis im Haushalt der zuständigen Kommune.
Entscheidend ist die Neubewertung der Alleen als bedeutender Träger des historischen Landschaftsbildes und Gleichberechtigung zu Verkehrserfordernissen – so wie ein Baudenkmal auch nicht einfach beseitigt wird, wenn es dem Verkehr ein Hemmnis sein könnte.
Alleen stehen im hohen Maße für eine spezifische Brandenburgische Qualität bewahrter Naturnähe und Naturschönheit, mit der der Tourist nicht erst bei Ankunft an seinem Urlaubsort erfreut wird, sondern die ihn schon auf seiner Anreise dorthin begleitet bzw. die dem Durchreisenden augenfällig die Naturqualitäten des Landes vor Augen führt. Alleen sind damit –– ein wesentlicher und im Vergleich zu anderen Bundesländern konkurrenzloser (Werbe-)Wirtschaftsfaktor.
In Anbetracht des gerade in Brandenburg deutliche fühlbaren Klimawandels sind die Alleen wegen ihrer hochbedeutenden ökölogischen Effekte zudem von höchster klimaregulierender Bedeutung. Der so nötige Waldumbau ist – entgegen allen Planungen – so verlangsamt, dass weiterhin die Mehrzahl Brandenburger Laubbäume im Alleenverband stehen – Alleenpflanzungen leisten also einen wichtigen Beitrag zu CO2-Haushalt.
Der letzte Alleenbestandsbericht 2022 mit einem Defizit von mehr als 3171 (Alleen-)Bäumen zeigt die eminente Gefährdung dieses touristischen Highlights und CO2-Senke auf. Ob baumfreie Straßen langfristig sicherer sind, hängt letztlich von vielen weiteren Faktoren ab, aus den alleefrei gemachten Landstraßen der alten Bundesrepublik ist bekannt, dass mit der Alleenbeseitigung sich der Verkehr bedeutend beschleunigte und Fahrer dann weiterhin aus Geschwindigkeitsgründen verunfallten. Verkehrssicherheit lässt sich auch auf intakten Alleen mit geeigneten Maßnahmen herstellen.
Es ist bekannt, dass die Landesregierung aktuell an neuen Regelungen für die Alleepflanzungen arbeitet und dazu auch die Kreise befragt. In Anbetracht der fortlaufenden Baumverluste und dem sich beschleunigenden Klimawandel wird dieser Antrag dadurch nicht überflüssig – zu lange wartet das Land schon auf eine Revision des bisherigen Regelwerkes und leidet an der systematischen Zerstörung unseres landschaftskulturellen mehrhundertjährigen historisches Kulturerbes.
Lothar Treder-Schmidt für KV L