Status: | Beschluss |
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Beschluss durch: | 50. Landesdelegiertenkonferenz (LDK) |
Beschlossen am: | 20.01.2024 |
Antragshistorie: | Version 2 |
Klare und verständliche Kommunikation für alle
Beschlusstext
Als Bündnisgrüne haben wir den Anspruch, eine Politik für alle Menschen zu machen. Um als Partei wahrgenommen zu werden, die alle Menschen anspricht, ist es wichtig, auch von allen verstanden zu werden. Deshalb setzen wir konsequent auf eine allgemein verständliche Sprache, die niemanden ausgrenzt. So weit wie möglich, vermeiden wir Fremdwörter und komplexe Sprache. Bei der Wahl unserer Sprache haben wir die gesamte Breite der Gesellschaft im Blick. Wir nutzen eine Sprache, die alle Menschen gleichermaßen erreicht.
Begründung
Sind lange, verschachtelte Sätze, verwendete Anglizismen, Abkürzungen, Fach- und Fremdwörter ein Hinweis auf die Klugheit und Intelligenz der Autor*in / der Sprecher*in? In erster Linie sind sie ein Hindernis für gegenseitiges Verständnis und Teilhabe. Unsere Welt und die aktuellen Herausforderungen sind kompliziert genug - wir müssen sie durch Sprache nicht noch komplizierter machen. Antworten auf die komplexen Herausforderungen von heute finden wir nur gemeinsam. Dafür ist es aber nötig, dass jede*r an den Diskussionen teilhaben kann. Viel zu oft dienen komplizierter Satzbau und übermäßiger Einsatz schlau klingender Worte und Fachbegriffe mehr dem Schein als dem Sein, täuschen Sachverstand vor und verschleiern ungenügendes Verständnis. Wer ein Problem richtig verstanden hat, kann es auch mit einfachen Worten erklären.
Dass wir nicht verstanden werden, ist nicht nur ein Problem am Wahlkampfstand, in der Stadtverordnetenversammlung oder in Leser*innenbriefen. Viel zu oft verstehen wir uns inzwischen auch untereinander nicht mehr. Die Sprache, die wir verwenden, spiegelt unsere täglichen Erfahrungen, unser Umfeld, unsere Kultur wider. Als Dorfkind spreche ich anders als meine Kollegin aus der Großstadt. Um meine Kinder im Teenageralter zu verstehen, brauche ich manchmal ein Wörterbuch, und auf der Fachkonferenz, die eigentlich auf Deutsch stattfindet, ist dann doch jedes zweite gesprochene Wort dem Englischen entlehnt. Viele Menschen, die mitten im Leben stehen und täglich mit diesen unterschiedlichen Sprachen zu tun haben, können damit umgehen - sie sind das gewohnt. Es gibt aber auch viele Menschen - auch in unserer Partei - die sich nicht täglich in diesen unterschiedlichen Sprachen üben müssen und können. Auf Parteiveranstaltungen kommt es dann zum Kulturschock: Man trifft auf Menschen, die im Grunde ähnlich denken (sie sind ja in der gleichen Partei), aber scheinbar eine ganz andere Sprache sprechen. Das führt zu Frust und dem Gefühl nicht dazuzugehören: man möchte mitdiskutieren, versteht sich aber gegenseitig nicht.
Das ist schade, denn auf die Ideen, Erfahrungen und Expertisen dieser Menschen sollten wir nicht verzichten - das können wir uns schlicht nicht leisten.