Antragsteller*in: | Jürgen Brückner (KV Elbe-Elster) |
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W26: Jürgen Brückner
Bewerbungstext (ohne Begrenzung)
Liebe Delegierte, liebe Freund*innen,
auf der LDK, dem Landesparteitag am 29. April 2023 in Potsdam wurde ich als Ersatzdelegierter unseres Landesverbandes in den Diversitätsrat gewählt. Das ist mir eine große Ehre und ich bin sehr dankbar dafür. Die Amtsperiode bezog sich für die kurze Zeit bis heute. Heute bewerbe ich mich wiederum um eine Delegierung als Ersatzdelegierter. Ich möchte mich weiterhin für mehr Diversity, für Inklusion, für mehr Solidarität, für mehr soziales Miteinander in der Gesellschaft einsetzen. Das beschäftigt mich heute umso mehr. Nicht nur die Ergebnisse der Landtagswahlen in Bayern und Hessen und die Reaktionen anderer Parteien und der Medien auf die Ergebnisse der Landtagswahlen machen mir Angst für die Entwicklung in unserem Land.
Wir stehen vor einem Rechtsruck auch in Deutschland. Die menschenverachtenden Äußerungen der AFD werden salonfähig und von vielen – nicht nur von AFD-Wählern – geteilt und vertreten. Ich erinnere nur an die skandalösen Aussagen von Björn Höcke in dem Sommerinterview über Kinder mit Behinderungen und der Verteufelung von Inklusion. Das ist schon wieder vergessen in der Wahrnehmung, bleibt aber als Aussage. Er bezeichnet die inklusive Beschulung von Kindern mit Behinderung oder der „Gender-Mainstream-Ansatz“ als Ideologieprojekte seien, von denen das Bildungssystem „befreit“ werden müsste. Das ist ein Tabubruch, ein Angriff auf die Menschenwürde. Der Angriff auf die Menschenwürde betrifft genauso die Stigmatisierung von zugewanderten Menschen mit Fluchterfahrung. Wir brauchen politische Antworten, an denen wir uns mit unserer Expertise beteiligen müssen.
Im nächsten Jahr haben wir die Europawahlen und mehrere Landtagswahlen. Nicht nur in den jeweiligen Wahlprogrammen muss Diversity deutlich sichtbar sein. Auch bei der Aufstellung der Kandidatenlisten muss sich Diversity widerspiegeln. Das macht Glaubwürdigkeit aus – nach innen wie nach außen. Aus eigener Erfahrung bin ich ein großer Verfechter von Selbstvertretung. Das betrifft alle Vielfaltsdimensionen, die im Diversitätsrat vertreten sein sollen – nicht über uns ohne uns.
Ich kandidiere hier als ein Mensch mit einer körperlichen Beeinträchtigung. Ich wurde mit Arthrogryposis multiplex congenita geboren, habe in meinem Leben zu genüge Behinderung und Benachteiligung in der Gesellschaft erfahren. Dabei habe ich auch kämpfen gelernt. Nach meiner erfolgreichen Bewerbung als Integrationsbeauftragter des Landkreises Elbe-Elster für Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Migrationsgeschichte konnte ich meine sozialen Kompetenzen und persönlichen Erfahrungen in die Interessenvertretung der Menschen und die gemeinwesenorientierte Sozialarbeit einbringen. Meine Erfahrungen haben auch gezeigt, dass eine persönliche Präsenz die Arbeitsweisen und die Arbeitsergebnisse mit der Selbstvertretung die Prozesse wesentlich anders geprägt haben. Auch hier gilt: nicht über uns ohne uns.
In diesem Sinne engagiere ich mich für mehr Beteiligung. Das betrifft auch die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention für eine inklusive Gesellschaft auf allen Ebenen. Dazu gehört der Abbau der Barrieren für eine gesellschaftliche Teilhabe aller Menschen von Anfang an. Diese Belange bringe ich in den Sensibilisierungsprozess ein. Behindertenrechte sind Menschenrechte und ein wesentlicher Teil von Diversität. Der Diversitätsrat hat sich mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigt. Und das ist gut so.
Ich lebe im Landkreis Elbe-Elster. Die Lebensverhältnisse der Region sind geprägt durch den ländlichen Raum in einem strukturschwachen Gebiet im Süden des Landes Brandenburg metropolenfern. Das ist eine besondere Herausforderung, die sich wesentlich von den urbaren Verhältnissen und Möglichkeiten unterscheidet. Gerade auch diese Lebenswirklichkeit muss im Diversitätsrat vertreten sein. Dieses möchte ich tun, weil mir das ein wichtiges Anliegen ist. Mit der Zuwanderung einer hohen Anzahl von geflüchteten Menschen in unserer Region ist die Gesellschaft hier vielfältiger geworden. Aber das gesellschaftliche Klima ist rauer geworden ist. Das erfordert gesellschaftliches Engagement, Stellung zu beziehen, Haltung zu zeigen. Diesem Anspruch stelle ich mich. Das bestimmt auch mein Engagement als Vorsitzender des Vereins “WELT in Elbe-Elster“ e.V. in Herzberg, einem Verein, der sich vor allem auch um die Integration geflüchteter Menschen im Sozialraum kümmert. In der Netzwerkarbeit und Vereinsarbeit setze ich mich aktiv für Diversität, gegen Diskriminierung und Alltagsrassismus ein.
In diesem Sinne engagiere ich mich auch in den Gremien unserer Partei, als delegiertes Mitglied in der BAG Behindertenpolitik, in der LAG Gesundheit, Soziales und Arbeit, sowie in unserer AG Vielfalt. Meine Erfahrungen und Kompetenzen habe ich auch in die Erarbeitung des „Statuts für eine vielfältige Partei“, das auf der letzten LDK beschlossen wurde, eingebracht.
Im Diversitätsrat möchte ich unseren Landesverband weiterhin vertreten und als Ersatzdelegierter den Prozess der Gestaltung unserer Partei als vielfältige und inklusive Partei mitgestalten. Dafür will ich meine Kompetenzen und meine persönlichen und langjährigen beruflichen Erfahrungen einsetzen. Bei der Delegation ist die Repräsentanz der Vielfalt der Gesellschaft zu beachten. So steht es im § 5 des Statuts für eine vielfältige Partei. Das ermutigt mich zur Kandidatur. Ich möchte durch meine Präsenz als älterer Mensch mit einer sichtbaren Behinderung die Vielfalt im Diversitätsrat erweitern und zusätzliche Sichtweisen aus den Erfahrungen im ländlichen Raum beisteuern.
“Gemeinsam solidarisch: für eine vielfältige und inklusive Gesellschaft, gegen Diskriminierung und Rassismus”. Das ist eine große Herausforderung für unser politisches Handeln und die Arbeit des Diversitätsrats in dieser Zeit.
Hier möchte ich meine Kraft in diesem Sinne als Ersatzdelegierter für unseren Landesverband im Diversitätsrat einsetzen. Dafür bitte ich um Euer erneutes Vertrauen und Eure Unterstützung der Arbeit des Diversitätsrats. Dafür bitte ich um Eure Stimme.
Euer Jürgen
(Der Bewerbungstext ist sehr lang geworden, eigentlich zu lang. Beim Schreiben gingen mir soviele Gedanken durch den Kopf.. Das bewegt mich derzeit. Deshalb lasse ich das so stehen.)
Weitere Angaben zur Person
geboren: am 17.07.1955
Wohnung: Falkenberg/Elster
Beruf: Dipl.-Sozialarbeiter/-Sozialpädagoge (FH)
bis 04/2021 Integrationsbeauftragter des Landkreises Elbe-Elster für Menschen mit Behinderungen und Menschen mit Migrationsgeschichte
E-Mail: juergen.brueckner1@gmx.de
Partei:
Mitglied im KV Elbe-Elster
Mitarbeit in der LAG Gesundheit, Soziales und Arbeit
Mitarbeit in der AG Vielfalt
delegiertes Mitglied in der BAG Behindertenpolitik
Ersatzdelegierter im Diversitätsrat
Ehrenamt:
Engagement in verschiedenen Gremien auf Bundes-, Landes- und Kreisebene
u.a.
Beisitzer im Bundesvorstand der Interessengemeinschaft Arthrogryposis (IGA) e.V.
Mitglied des Hauptvorstands der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation (DVfR)
Vorsitzender des Vereins WELT in Elbe-Elster e.V.
Vorsitzender des Vereins Aktion Eine Welt Torgau e.V.