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11. V6: Demokratiefähigkeit von Brandenburger Schüler*innen stärken durch LER-Unterricht in der Oberstufe

Diese Tabelle beschreibt den Status, die Antragstellerin und verschiedene Rahmendaten zum Antrag
Rahmendaten zum Antrag
Antragsteller*in:LAG Wissenschaft, Hochschule & Technologie (dort beschlossen am: 28.03.2023)
Verfahrensvorschlag:Abstimmung
Antragshistorie:
Version 1(30.03.2023)
Version 1(13.05.2023)

Antragstext

Das Land Brandenburg leidet an Lehrkräftemangel, insbesondere in den Fächern des wertebildenden Unterrichts. Mit dem Schulfach LER (Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde) geht das Land Brandenburg einen Sonderweg. Allerdings wird dieses Schulfach nur in der Sekundarstufe 1 (5.-10. Klasse) angeboten. In der Sekundarstufe 2 fehlt ausgebildetes Lehrpersonal. Denn dort können statt LER die Fächer Philosophie, Psychologie oder Religionswissenschaft belegt werden. Für diese Fächer bildet das Land Brandenburg derzeit aber keine Lehrkräfte aus. Besonders in krisenhaften Zeiten ist es umso wichtiger, dass Schülerinnen und Schüler verlässlich für Werte und Normen sensibilisiert werden und neben auf das Erwerbsleben ausgelegten Schulfächern auch einen fundierten geisteswissenschaftlichen Unterricht erhalten.

Das Land Brandenburg muss schnellstmöglich dafür sorgen, dass der wertebildende Unterricht auch in der Sekundarstufe 2 in vollem Umfang angeboten und in Anspruch genommen werden kann. Dafür fordern wir folgende Veränderungen:

1. Das Schulfach LER soll im Land Brandenburg in allen weiterführenden Schulen auch in der Sekundarstufe 2 angeboten werden. Die Ausbildung der Lehrkräfte muss dazu zeitnah so umgestaltet werden, dass die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer nach ihrem Studium auch eine Befähigung für die Sekundarstufe 2 erhalten. Lehrkräften mit bereits abgeschlossenem Studium muss ermöglicht werden, diese Qualifikation kostenlos nachzuholen.

2. Die „Bezugsfächer“ des Fachs LER – das sind die Fächer Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft – sollen weiterhin an Schulen in Brandenburg unterrichtet werden. Dafür ist es notwendig, dass die benötigten Lehrkräfte für diese Fächer auch im Land Brandenburg ausgebildet werden können. Das Land Brandenburg muss dafür sorgen, dass Schulfächer, die an seinen Schulen angeboten werden, auch mindestens ein Lehrstuhl für Fachdidaktik besteht. Fehlende Fachdidaktik-Lehrstühle in den Fächern Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft sind schnellstmöglich einzurichten.

3. Um dem Lehrermangel weiterhin entgegenzutreten, soll es Studierenden mit einem Bachelor- oder Masterabschluss in den Bezugswissenschaften der im Land Brandenburg angebotenen Schulfächer ermöglicht werden, nach dem Abschluss ihres Studiums eine verkürzte Lehramtsausbildung anzuschließen. Dies gilt insbesondere für die Fächer Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft, da hier in den letzten Jahren keine Lehrkräfte ausgebildet wurden. Dazu muss es Studierenden möglich sein, die Ausbildungsabschnitte Fachdidaktik und Schulpraktische Studien nachholen. Dies ist beispielsweise möglich, wenn Studierende die Leistungen des bereits abgeschlossenen Bachelorstudiums in vollem Umfang für den fachlichen Teil einer Lehramtsausbildung anerkennen lassen können. Auf diesem Wege soll Studierenden, bei denen erst im Verlauf ihres Bachelorstudiums der Wunsch nach einem Lehramtsstudium erwächst, der „Quereinstieg“ in das Lehramtsstudium ermöglicht werden.

Mit dem Beschluss der Landesdelegiertenversammlung geht der Entschluss einher, sich in den kommenden Jahren verstärkt für die Schulfächer des wertebildenden Unterrichts einzusetzen. Die Umsetzung der hier beschlossenen Punkte soll deshalb auch fester Bestandteil zukünftiger Programmentwürfe und schließlich auch der Koalitionsverhandlungen werden. Denn nur Schüler*innen, denen demokratische Werte und reflexive Kompetenzen vermittelt werden, können verantwortungsbewusste und in unseren demokratischen Werten gestärkte Gesellschaftsmitglieder werden.

Begründung

Wir leben in Zeiten von multiplen Krisen und vielfältigen gesellschaftlichen Herausforderungen. Es wird zunehmend deutlich, dass unserer Gesellschaft soziale, moralische und diskursive Kompetenzen fehlen, die sie gegen gezielt verbreitete Lügen sowie antidemokratische Einstellungen und Weltbilder immunisieren können. Jahrzehntelang wurden unsere Bildungseinrichtungen vorrangig darauf ausgelegt, die Voraussetzungen für ökonomisches Wachstum und materiellen Wohlstand zu schaffen, und das in einem sehr eng angelegten, auf Quantifizierbarkeit ausgelegten Maßstab. Es wird Zeit, den Fokus der Bildung wieder auf funktionierende Gesellschaften zu legen, anstatt auf Wachstum und Wohlstand – und das nicht etwa, weil Werte und reflexive Kompetenzen den Fortschritt von Wachstum und Wohlstand hemmen sollen, sondern weil wir feststellen müssen, dass Wachstum und Wohlstand in ihrer ganzheitlichen Perspektive ohne Werte und Normen nicht erhalten werden können. Deshalb wollen wir den wertebildenden Unterricht im Land Brandenburg nachhaltig stärken!

Das Land Brandenburg geht in diesem Bereich mit dem Schulfach LER (Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde) einen progressiven aber teils problematischen Sonderweg. Das Schulfach LER ist in Brandenburg in der Sekundarstufe 1 ­– also für die Schulklassen 5-10 – verpflichtend. Leider fehlen für das Schulfach LER häufig Lehrkräfte. Die LER-Ausbildung ist an der Uni Potsdam angesiedelt. Das dortige Institut ist eine Zusammensetzung aus den Lehrstühlen der sogenannten „Bezugswissenschaften“ des Fachs LER (Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaften). Da das Schulfach nur bis zur 10. Klasse angeboten wird, findet die Ausbildung der Lehrkräfte auch nur für die Sekundarstufe 1 statt. In der Sekundarstufe 2 bzw. der gymnasialen Oberstufe können Schülerinnen und Schüler die Fächer der Bezugswissenschaften – also Philosophie, Psychologie oder Religionswissenschaften belegen. Vielerorts ist das jedoch aufgrund von Lehrkräftemangel nicht möglich. Denn einerseits besitzen die im Land Brandenburg für das Fach LER ausgebildeten Lehrkräfte ihrem Abschluss nach keine Befähigung für die Sekundarstufe 2. Und andererseits besitzen die Bezugswissenschaften, die in der Oberstufe belegt werden können, im Land Brandenburg keine Lehrstühle für Fachdidaktik, an denen Lehrerinnen und Lehrer für diese Schulfächer ausgebildet werden können. Das bedeutet, dass das Land Brandenburg für einige Fächer, die in seinen Schulen angeboten werden, überhaupt keine Lehrkräfte ausbilden kann!

Wir wollen das ändern und setzen uns deshalb dafür ein, dass für alle Schulfächer, die im Land Brandenburg angeboten werden, auch die entsprechende Befähigung für Lehrkräfte hier im Land Brandenburg erworben werden kann. Zwar ist derzeit eine Ausweitung des Angebots für das Schulfach LER auf die Sekundarstufe 2 und eine damit verbundene Erweiterung der Lehrkräfteausbildung im Gespräch, doch das genügt uns nicht. Das Land Brandenburg muss sich entschieden gegen den Lehrkräftemangel einsetzen und dafür sorgen, dass Schülerinnen und Schüler in unserem Land in dem von ihnen gewählten Fächern unterrichtet werden können.

Gehe zu Zeile:

Änderungsanträge

  • Ä12 (Frank Otto (KV Potsdam), Eingereicht)
  • Ä32 (Landesvorstand (dort beschlossen am: 18.04.2023), Eingereicht)
  • Ä96 (Linda Weiß (KV Oberhavel), Eingereicht)
  • Ä97 (Linda Weiß (KV Oberhavel), Eingereicht)