W5: Hanna Große Holtrup

Liebe Freund*innen,

die Zeiten, in denen wir leben, sind unglaublich herausfordernd. Mit dem Brandenburger Superwahljahr 2024 und der in 2025 direkt folgenden Bundestagswahl liegen große Herausforderungen vor uns. All das in einer Zeit, in der wir seit Jahren im Krisenmodus sind. Krise bedeutet aber immer auch Chance und als Bündnisgrüne sind wir die Kraft der Veränderung. Wir müssen heute unsere Chancen nutzen, um morgen etwas verändern zu können und genau deshalb bewerbe ich mich als Landesvorsitzende!

Die Umstände, die dazu geführt haben, dass auf dem kommenden Parteitag ein*e neue Landesvorsitzende*r gewählt wird sind nicht gerade alltäglich und haben uns erschüttert. Vor drei Monaten hat sich für mich noch nicht die Frage nach einer Kandidatur gestellt, doch gerade jetzt ist die Zeit, etwas zu verändern und ich bewerbe mich für diese verantwortungsvolle Aufgabe.

Inhalte stärken für eine lebendige Parteiarbeit
Der Prozess der Erarbeitung des Wahlprogramms ist bereits angelaufen und stellt das Gerüst für unseren Wahlkampf. Die vielen inhaltlichen Anträge auf unseren letzten Parteitagen zeigen, dass wir Gestaltungswillen und viele engagierte Mitglieder und sehr viel Expertise in unseren Reihen haben. Und auch für die Zeit nach dem Wahltag ist das Wahlprogramm unsere wichtigste Leitlinie! Deswegen brauchen wir noch mehr Raum für Inhalte und Debatten.

Inhalte alleine reichen aber nicht - wir müssen auch andere dafür begeistern. Wir müssen sichtbar sein im Land, müssen ganz klar machen, wofür bündnisgrüne Politik steht und zeigen, was wir in Brandenburg erreichen wollen.

Orts- und Kreisebene als Herzstücke der Partei professionalisieren
Wir sind die letzten 10 Jahre kontinuierlich gewachsen. Das bringt Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich. In einigen Stadtverordnetenversammlungen sind wir stärkste oder zweitstärkste Kraft, wir stellen immer häufiger Kandidat*innen für Landrät*innen und Bürgermeister*innen.

Wir dürfen uns aber nicht darauf verlassen, dass wir von Akademiker*innen, Menschen aus dem Speckgürtel und jungen Menschen gewählt werden, sondern müssen einladend sein für Menschen außerhalb unserer grünen Blase. Wenn wir wachsen wollen, müssen wir die damit zu uns kommenden, zusätzlichen Sichtweisen als Bereicherung willkommen heißen und Möglichkeiten der Einbindung finden.

In vielen Kreisverbänden gibt es bereits gut funktionierende Orts- und Regionalverbände. Unser Ziel sollte sein, dass es in vielen Kreisverbänden möglichst flächendeckend Anlaufpunkte vor Ort gibt. Dabei möchte ich als Landesvorsitzende gerne mithelfen. Durch den Austausch untereinander können wir aus den bestehenden Beispielen lernen und unsere Strukturen auch auf der Landesebene so anpassen, dass die Vielfältigkeit der Verbandsstrukturen darin Platz hat. Durch meine Arbeit in der Strukturkommission habe ich mich viel damit beschäftigt, wie die unterschiedlichen Einbringungsorte in unserer Partei ineinandergreifen und einander ergänzen. Deswegen möchte ich unser weiteres Wachstum strukturiert und strategisch voranbringen.

Kommunikation und Bündnisarbeit stärken
Gute und transparente Kommunikationswege innerhalb der Partei sind das, was uns stark macht. Nicht nur weil wir größer geworden sind, sondern auch weil wir in Bund und Land regieren, ist der Austauschbedarf gestiegen. In der Rolle einer Regierungspartei hat sich vieles weiterentwickelt, doch unsere Grundwerte Transparenz und Basisdemokratie bleiben zentral. Dabei geht es mir nicht nur um eine klare Kommunikation der bündnisgrünen (Miss-)Erfolge von der Spitze in die Basis, sondern vor allem auch um Raum für Feedback in die andere Richtung. Auch wenn die letzten Monate sehr viel von uns allen verlangt haben, hat der Austausch innerhalb und zwischen den verschiedenen Ebenen der Partei doch spürbar angezogen und war für uns alle eine große Stütze. Genau das stärkt und unterscheidet uns von der politischen Konkurrenz und ist mir ein echtes Anliegen!

Neben dem politischen Tagesgeschäft, das uns oft sehr stark einbindet, muss der langfristige Aufbau starker Bündnisse mit unseren Partner*innen in der Zivilgesellschaft eins unserer Hauptprojekte sein. Mein Engagement der letzten Jahre auf Kreis- und Landesebene hat mir gezeigt: Ohne den Draht zu zivilgesellschaftlichen Organisationen, Vereinen und Bewegungen gibt es keine starke, bündnisgrüne Politik. Dafür müssen wir raus aus der grünen Blase. In der Vergangenheit haben wir als Landesverband viel in Bündnissen gearbeitet, z.B. beim Aktionsbündnis Agrarwende, dem Bündnis hinter der Volksinitiative Verkehrswende oder dem Bündnis gegen das rot-rote Polizeigesetz. Wir sind BÜNDNISgrüne, und deshalb ist für mich der Kontakt zu Gewerkschaften, Umwelt- und Sozialverbänden, Kirchen und Geflüchtetenorganisationen eine zentrale Aufgabe der Landesvorsitzenden.

Ich bewerbe mich als eure Landesvorsitzende mit drei Herzensthemen:

Kein Mensch ist illegal!
Eine menschenwürdige und gerechte Asylpolitik gehört zur DNA unserer Partei. Ja, wir sind in der Koalition oft an unsere Grenzen gestoßen und mussten so einiges hinnehmen. Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir als Partei für unsere Werte einstehen und klar machen - kein Mensch ist illegal! Leider scheint dieser Grundpfeiler unserer Demokratie in vielen anderen Parteien immer häufiger vergessen zu werden. Umso wichtiger ist es, dass wir konsequent dafür einstehen und inner- und außerparlamentarisch für die Rechte von geflüchteten Menschen kämpfen. Diese Thematik wird sich in den kommenden Jahren noch verschärfen und es ist wichtig, dass wir jetzt die Weichen für eine menschliche Asylpolitik stellen, in der das Leben jedes einzelnen Menschen im Fokus steht.

Besonders meine Arbeit bei der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg hat mir viele Einblicke in die Lebensrealitäten von Asylsuchenden gegeben und die zahlreichen Problemstellen aufgezeigt, an denen eine klare bündnisgrüne Position und unser steter Einsatz gefragt ist!

Für echte Chancengleichheit!
Ich bin in Ostdeutschland geboren und aufgewachsen und merke, dass auch 34 Jahre nach der Wende immer noch deutliche Unterschiede zwischen Ost und West bestehen. Ein Drittel der Beschäftigten sind Geringverdiener*innen, das Rentenniveau ist deutlich niedriger, Vermögen ist immer noch sehr ungleich verteilt. Und das ist nur ein Beispiel dafür, dass wir von Chancengleichheit in unserer Gesellschaft noch weit entfernt sind. Obwohl wir in einem der reichsten Länder der Welt leben, herrscht noch immer ein großes Maß an Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Menschen ohne einen bildungsbürgerlichen Familienkontext, ohne einen gefestigten finanziellen Hintergrund, mit schlechteren Deutschkenntnissen oder mit sonstigen körperlichen oder sozialen Hürden haben nicht die gleichen Chancen wie andere Menschen. Wir kämpfen gegen diese Ungerechtigkeit und für echte Chancengleichheit!

Klimakrise bekämpfen!
Eins ist klar: Wir haben nicht mehr viel Zeit. Die Klimakrise schreitet Tag für Tag voran und wir müssen schnellstmöglich handeln. Viele mutige Menschen setzen sich jeden Tag dafür ein, unsere Lebensgrundlage zu erhalten. Leitlinie grüner Politik muss die konsequente Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze sein. Dazu gehört ein Kohleausstieg 2030, auch wenn SPD und CDU davor gerne mal die Augen verschließen. Auch hierbei gilt: Wir brauchen zwar das Engagement Einzelner, aber die Verantwortung trägt die Politik.

Noch ein paar Worte zu mir:
In den letzten Jahren konnte ich aus verschiedenen Perspektiven und Verantwortungsrollen unsere Partei gut kennenlernen und die Weiterentwicklung mitgestalten. Durch meine Arbeit in der Strukturkommission und im Landesschiedsgericht habe ich einen fundierten Überblick über die unterschiedlichen Ebenen und Gremien, wie sie ineinandergreifen, wie sie durch die Regierungszeit gewachsen sind und wo wir noch mehr Synergien schaffen können. Auch durch meine Zeit im Landesvorstand der Grünen Jugend Brandenburg kenne ich die Arbeit der Gremien auf Landesebene (wie z.B. den Parteirat und Landesvorstand unserer Partei) sehr gut. Viele Parteitage habe ich bereits auf dem Präsidium, in der Antragskommission und als Delegierte miterlebt. Unsere letzten Europa- und Kommunalwahlen sowie die Landtagswahl habe ich als Mitglied des Wahlkampfteams des Kreisverbands Potsdam mitgestaltet. Nicht zuletzt motiviert mich mein Blick als Juristin auf die politischen Herausforderungen, mich für dieses Amt zu bewerben. Ich bin es gewohnt, viele Perspektiven im Blick zu haben und abzuwägen. Dabei ist es mir wichtig, unterschiedliche Meinungen transparent zu machen und Konflikte konstruktiv zu führen.

Liebe Freund*innen - Brandenburg braucht eine starke bündnisgrüne Partei. Gemeinsam mit euch will ich für eine menschliche Asylpolitik, echte Chancengleichheit und für das 1,5-Grad-Ziel kämpfen. Ich freue mich, wenn ihr mir als eurer neuen Landesvorsitzenden auf der Landesdelegiertenkonferenz hierfür eurer Vertrauen aussprecht.

Wenn ihr Fragen habt, meldet euch gerne bei mir.

Eure Hanna

Seit 01/2023: Referentin der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Brandenburger Landtag

09/2022: Abschluss mit dem 1. Staatsexamen, mit Prädikat

05-12/2021; 07-12/2022: Honorartätigkeit bei der Integrationsbeauftragten des Landes Brandenburg, insbesondere Unterstützung bei Fällen der Härtefallkommission

08/2020-04/2021: Studentische Mitarbeiterin der PROJEKTKANZLEI Lange in Potsdam

2017-2022: Jurastudium an der Universität Potsdam

25 Jahre, geboren und aufgewachsen in Erfurt