Status: | Beschluss |
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Beschluss durch: | 48. Landesdelegiertenkonferenz |
Beschlossen am: | 29.04.2023 |
Antragshistorie: | Version 1 |
Demokratiefähigkeit von Brandenburger Schüler*innen stärken durch LER-Unterricht in der Oberstufe
Beschlusstext
Das Land Brandenburg leidet an Lehrkräftemangel, insbesondere in den Fächern des wertebildenden Unterrichts. Mit dem Schulfach LER (Lebensgestaltung-Ethik-Religionskunde) geht das Land Brandenburg einen progressiven Sonderweg. Allerdings wird dieses Schulfach nur in Grundschulen (5.-6. Klasse) und in der Sekundarstufe 1 angeboten. In der Sekundarstufe 2 fehlt ausgebildetes Lehrpersonal. Denn dort können statt LER die Fächer Philosophie, Psychologie oder Religionswissenschaft belegt werden. Für diese Fächer bildet das Land Brandenburg derzeit aber keine Lehrkräfte aus. Besonders in krisenhaften Zeiten ist es umso wichtiger, dass Schülerinnen und Schüler verlässlich für Werte und Normen sensibilisiert werden und neben auf das Erwerbsleben ausgelegten Schulfächern auch einen fundierten geisteswissenschaftlichen Unterricht erhalten. Denn Demokratiefähigkeit entsteht nur dort, wo Dialogfähigkeit vermittelt und eingeübt wird. Indem der LER-Unterricht Wertediskurse ermöglicht und Wertebildung
fördert, leistet er einen wichtigen Beitrag zur Fundalismusprävention.
Das Land Brandenburg muss schnellstmöglich dafür sorgen, dass der wertebildende Unterricht auch in der Sekundarstufe 2 in vollem Umfang angeboten und in Anspruch genommen werden kann. Dafür fordern wir folgende Veränderungen:
1. Das Schulfach LER soll im Land Brandenburg in allen weiterführenden Schulen auch in der Sekundarstufe 2 angeboten werden. Die Ausbildung der Lehrkräfte muss dazu zeitnah so umgestaltet werden, dass die zukünftigen Lehrerinnen und Lehrer nach ihrem Studium auch eine Befähigung für die Sekundarstufe 2 erhalten. Lehrkräften mit bereits abgeschlossenem Studium muss ermöglicht werden, diese Qualifikation kostenlos nachzuholen.
2. Die Bezugswissenschaften des Fachs LER gliedern sich in die Schulfächer Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft auf. Sie sollen weiterhin an Schulen in Brandenburg unterrichtet werden. Dafür ist es notwendig, dass die benötigten Lehrkräfte für diese Fächer auch im Land Brandenburg ausgebildet werden können. Das Land Brandenburg muss dafür sorgen, dass für Schulfächer, die an seinen Schulen angeboten werden, auch mindestens ein Lehrstuhl für Fachdidaktik besteht. Fachdidaktik-Lehrstühle in den Fächern Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft sind schnellstmöglich einzurichten.
3. Um dem Lehrermangel weiterhin entgegenzutreten, soll es Studierenden mit einem Bachelor- oder Masterabschluss in den Bezugswissenschaften der im Land Brandenburg angebotenen Schulfächer ermöglicht werden, nach dem Abschluss ihres Studiums eine verkürzte Lehramtsausbildung anzuschließen. Dies gilt insbesondere für die Fächer Philosophie, Psychologie und Religionswissenschaft, da hier in den letzten Jahren keine Lehrkräfte ausgebildet wurden. Dazu muss es Studierenden möglich sein, die Ausbildungsabschnitte Fachdidaktik und Schulpraktische Studien nachzuholen. Dies ist beispielsweise möglich, wenn Studierende die Leistungen des bereits abgeschlossenen Bachelorstudiums in vollem Umfang für den fachlichen Teil einer Lehramtsausbildung anerkennen lassen können. Auf diesem Wege soll Studierenden, bei denen erst im Verlauf ihres Bachelorstudiums der Wunsch nach einem Lehramtsstudium erwächst, der „Quereinstieg“ in das Lehramtsstudium ermöglicht werden.
Mit dem Beschluss der Landesdelegiertenkonferenz geht der Entschluss einher, sich in den kommenden Jahren verstärkt für die Schulfächer des wertebildenden Unterrichts einzusetzen. Die Umsetzung dieses Antrags soll Bestandteil des Landtagswahlprogramms und möglicher Koalitionsverhandlungen werden. Nur Schüler*innen, denen demokratische Werte und reflexive Kompetenzen vermittelt werden, können verantwortungsbewusste und in unseren demokratischen Werten gestärkte Gesellschaftsmitglieder werden.