Die Debattenliste ist basisdemokratisch. Sie ist das einzige Medium, mit dem einfache Brandenburger Mitglieder eine große Zahl anderer erreichen können. Sie erreicht bis zu 400 Leute. Sicher nicht mit jeder Mail. Als Vergleich: der Aufruf zur Diskussion im Grünen Forum hatte in drei Wochen 38 Aufrufe.
Die Debattenliste ist ein einfaches Medium. 400 sind sehr viele, prozentual mehr als wir regelmäßig in den Versammlungen sehen. Und es gibt viele, die nur ab und zu was schreiben oder fragen. Warum ist das so? Der große Unterschied ist, Mails sind „Push“. Du bekommst sie auf Dein Gerät geschoben, wenn Du auf der Liste stehst, und kannst dann entscheiden, ob Du sie liest und antwortest. Das geht auch am Telefon, in der Bahn und wenn Du grade kein Netz hast. Ein Forum ist „Pull“, da musst Du Dich aktiv einloggen, damit Du irgendwas siehst. Die Reichweite wird dort auf jeden Fall kleiner, allein durch die Art der Kommunikation. Außerdem grenzen wir ohne Not Gruppen aus, die nicht so internetaffin sind. Die Zusammenfassungen per Mail sind nur sehr begrenzt sinnvoll, weil da viel zu viele Themen in einer Mail zusammangefasst sind - bundesweit. Man sieht nicht mal richtig, worüber diskutiert wird - außer, man loggt sich doch wieder ein und nimmt den Medienbruch in Kauf.
Die Debattenliste diskriminiert nicht. E-Mails kann jede und jeder empfangen, auch Menschen, die sich mit Internetforen nicht anfreunden können oder die nicht überall Netz haben. Sie lesen, wenn sie Zeit haben, und es lassen, wenn sie keine Zeit haben. Ja, manchmal ist der Ton rauh, besonders von männlichen Mailschreibern. Wir möchten die Kommunikation gewaltfrei halten, ohne die Landesgeschäftsstelle damit zu belasten, und haben deshalb eine Gruppe Freiwilliger gefunden (vier im Moment), die bereit sind, diese Menschen auf die Netiquette hinzuweisen und, wenn es sein muss, sie zu sanktionieren. Dass diese Methode funktioniert, haben wir in den letzten Monaten gesehen, die Umgangsformen haben sich deutlich verbessert.
Ich finde, beide Medien haben ihre Berechtigung. Im Grünen Forum ist die Diskussion vielleicht strukturierter, aber heute deutlich weniger lebendig und vielfältig. Mailinglisten, die niemanden interessieren, schlafen ein. Lasst die Debattenliste leben und vielleicht irgendwann einschlafen, wenn sie sich wirklich überholt hat. Im Moment wird sie weiterhin gebraucht.
Kommentare
Clemens Wehr:
Stefan Brandes:
auch wenn man im Forum ein paar Sachen einstellen kann, es bleiben Nachteile.
- Nichtmitglieder können sich nicht beteiligen. Sie bringen wichtige Impulse und verhindern, dass wir uns nur in der grünen Blase aufhalten
- Es bleibt unübersichtlich. Je mehr man dort diskutiert, desto mehr Erinnerungsmails bekommt man, wenn man Weiterschrieben will, hat man jedes Mal den Medienbruch von Mail zu Forum - oder man muss sich ständig aktiv dort einloggen. Dazu haben viele nicht die Zeit.
- Das wichtigste: mit neuen Themen erreicht man erst einmal nur die, die aktiv danach suchen, oder die sehr viele Benachrichtigungsmails bekommen. Die Reichweite ist also viel kleiner, und sie wird sich weiter verringern, wenn mehr Themen dort diskutiert werden.
- Basisbeteiligung. Ihr habt als Vorstand auch ohne die Debattenliste die Möglichkeit, alle Mitglieder per Mail anzuschreiben. Wir Mitglieder haben diese Möglichkeit nicht. Mit der Debattenliste erreichen wir wenigstens den diskutierfreudigen Teil davon, diejenigen, die das möchten. Ohne sie erreichen wir viel weniger Leute.
Überzeugt uns lieber durch Qualität des Forums, dort mitzudiskutieren, statt durch Verbote oder Abschalten!
Sonnige Grüße in die Runde
Stefan Brandes
Sprecher
KV Oder-Spree
Jörg Matthée:
die LDK-Delegierten hätten ohne diesen Änderungsantrag von Stefan Brandes die Wahl zwischen einer "schnellen und vollständigen" oder einer "gemächlichen und sanften" Abschaltung der E-Mail-Debattenliste gehabt. Was ist das für eine Wahl? Und was ist das für eine Wortwahl?
Dass es überhaupt zu dieser LDK-Abstimmung kommt, ist nicht gerade basisdemokratisch, denn es stimmen nur die Präsenz-Delegierten ab. Viele davon wissen wenig über diese Debattenliste, nehmen nicht daran teil.
Das immanent Demokratische an der E-Mail-Debattenliste ist doch, dass jede*r frei entscheiden kann, ob sie oder er daran teilnehmen möchte oder nicht. Es ist ganz leicht, sich davon abzumelden. Und es muss sich auch keiner*r anmelden, wenn sie oder er das nicht möchte. Demokratischer geht's kaum. Da könnten wir es doch, wenn wir es wirklich demokratisch meinen und handhaben wollen, der freien Wahl der Mitglieder überlassen, welche Debatte sie wie führen wollen. Die bessere Debatte wird dann gewinnen.
Stimmt bitte für diesen Änderungsantrag! Viele Debattenteilnehmer*innen lieben ihre E-Mail-Debattenliste.
Es gibt wirklich keinen vernünftigen Grund, sie einfach abzuschalten. Danke!
Basisdemokratische Grüße
Jörg Matthée
KV Prignitz
Jörg Matthée:
einige Punkte möchte ich hier zu den bisherigen genannten Begründungen für den Antrag V3 anmerken:
Wie kommt ihr zu der Annahme, dass ein anderer Debattenrahmen ("discourse") durchaus übliche und typische kommunikative Probleme einer solchen Debatte lösen könnte? Ein Blick in "discourse" genügt, um sofort lesen zu können, dass dort über Kränkungen geklagt, kompetente Moderation vermisst und Austritte angekündigt werden. Lediglich der Rahmen ist dort noch sehr klein und überschaubar. Die E-Mail Debattenliste mit etwa 400 Mitgliedern birgt einfach ein statistisch höheres Risiko kommunikativer Probleme. In letzter Zeit, so war von vielen E-Mail-Debatten-Teilnehmer*innen zu hören, gab es jedoch kaum Probleme dieser Art.
Die LDK ist ein demokratisches Gremium. Jedoch gibt es andere Ebenen der Basisdemokratie, die für den Antrag V3 eine Rolle spielen:
1. Ohne den Änderungsantrag von Stefan Brandes (u.a.) hätten die LDK-Delegierten die Wahl zwischen einer "schnellen und vollständigen" und einer "gemächlichen und sanften" Abschaltung der E-Mail-Debattenliste gehabt.
Allein diese Wahl-Alternative (und auch die Wortwahl dieser Alternative) mag von vielen nicht als wirkliche Wahl angesehen werden.
2. Dass es überhaupt zu dieser LDK-Abstimmung kommt, wird nicht von allen als basisdemokratisch empfunden. Es stimmen dieses Mal nur die Präsenz-Delegierten ab, was bei der derzeitigen Inzidenz gerade von vielen älteren Mitgliedern als problematisch gesehen wird, wie in der E-Mail-Debatte zu lesen war. Es ist zu vermuten, dass an der Präsenz-LDK demnach überwiegend jüngere Mitglieder teilnehmen werden, von denen etliche diese Debattenliste nicht nutzen oder nicht mal kennen. Falls das so sein wird, stimmen demnach Mitglieder, die nicht selbst betroffen sind, über andere direkt betroffene Mitglieder ab. Das wirkt nicht fair, zumal die Zahl der Abstimmenden kleiner sein wird als die Zahl der etwa 400 Mitglieder (der E-Mail-Debattenliste), über die hier abgestimmt wird. Das ist sicherlich ein Sonderfall in der LDK, der aber meines Erachtens berücksichtigt werden sollte.
3. Eine weitere Ebene der Basisdemokratie sind die Kreisverbände. Aus unserem kleinen Kreisverband Prignitz haben sich in der E-Mail-Debatte bereits zwei Mitglieder deutlich für den Erhalt dieser Debattenliste ausgesprochen. Weitere Mitglieder beteiligen sich an dieser Debatte gelegentlich oder lesen hier mit. Dennoch stand das Thema dieses LDK-Antrags bisher nicht auf der Tagesordnung unserer Mitgliederversammlungen. Mein Eindruck ist nicht, dass die LDK-Delegierten auf diese Weise wirklich basisdemokratisch agieren (können) in dem Sinne, dass sie das Meinungsbild der Mitglieder repräsentieren.
4. Prinzipiell ist die E-Mail-Debattenliste jedoch bereits in sich basisdemokratisch. Das immanent Basisdemokratische an der E-Mail-Debattenliste ist doch, dass jede*r frei entscheiden kann, ob sie oder er daran teilnehmen möchte oder nicht. Es ist ganz leicht, sich davon abzumelden. Und es muss sich auch keiner*r anmelden, wenn sie oder er das nicht möchte. Demokratischer geht es kaum. Da könnten wir es doch, wenn wir es wirklich demokratisch meinen und handhaben wollen, der freien Wahl der Mitglieder überlassen, welche Debatte sie wie führen wollen. Die bessere Debatte würde sich dann durchsetzen oder, noch besser, beide Debattenformen könnten friedlich nebeneinander koexistieren. Kaum eine*r in der E-Mail-Debattenliste will wohl "discourse" verhindern. Nur muss dafür die E-Mail-Debatte nicht abgeschaltet werden, selbst dann nicht, wenn vielleicht noch 100 Mitglieder statt bisher 400 daran teilnehmen. Mit z.Zt. etwa 400 Mitgliedern ist diese Debatte vermutlich noch mit Abstand der größte Debattenraum des Landesverbandes.
5. In der E-Mail-Debattenliste waren in diesen Tagen viele Beiträge von Mitgliedern zu lesen, die gerne "discourse" weiterentwickeln möchten, aber zu Recht auf den Unfrieden in der Mitgliederschaft ("Basis ist Boss") hingewiesen haben, den eine Abschaltung der E-Mail-Debattenliste auslösen würde. Ich denke, dass das eine weise Einschätzung ist.
An dieser Stelle möchte ich noch von meinem persönlichen Unbehagen berichten, das ich bei meinem Bemühen erlebt habe, "discourse" mal besser kennenzulernen.
Am Morgen danach habe ich eine E-Mail mit folgendem Text erhalten:
"Hallo Jörg Matthée. Es gab Aktivitäten bei Wolke (powered by Netzbegrünung e.V.). Gestern um 23:55. Ein Administrator hat Dich zur Gruppe 105017_585157 hinzugefügt."
Das war der vollständige Text. Ich habe nichts davon weggelassen.
Ich wollte mir "discourse" eigentlich nur ein bisschen ansehen. Wie gewohnt Debattenbeiträge lesen, halt nur dieses Mal in "discourse". Und stand dabei offenbar quasi unter Beobachtung.
Einer Gruppe wollte ich nicht gleich beitreten, wurde aber einfach "hinzugefügt", wider Willen.
Da ich mich ausgiebig umgesehen hatte und nicht auf Nummern geachtet habe... waren da welche?..., habe ich keine Ahnung, welche Gruppe 105017_585157 ist.
Ohne zu wissen, welche Gruppe 105017_585157 ist, kann ich doch sagen, dass ich da wieder raus möchte, da ich ja gar keiner Gruppe "hinzugefügt" werden wollte.
Aber wie? Keine Ahnung!
Der Administrator hat sich mir nicht vorgestellt. Er heißt nur "Ein Administrator", namenlos. Seine E-Mail-Anschrift enthält ein "noreply" und eine Telefonnummer habe ich auch nicht von ihm.
Ich gehöre jetzt offenbar unwiderruflich zur Gruppe 105017_585157. Warum nur fallen mir an dieser Stelle die grauen Herren von Momo ein und noch dazu der Satz "Big brother is watching you" von George Orwell?
Oder hat mit mir einfach schon die Versetzung von der E-Mail-Debattenliste nach "discourse" stattgefunden, wider Willen und "schnell und vollständig" (wir erinnern uns an Variante 1), erstmal geparkt in dieser fremden Gruppe mit Nummer.
Und ich dachte, dass wir von Bündnis 90/Die Grünen doch immer so sensibel seien, wenn es um Daten und Überwachung geht. Scheint hier nicht so zu sein. Ein wahrer Daten-Pool tut sich hier auf. Jede Aktivität wird ausgewertet...
Kurzum: ich appelliere an euch, den LDK-Antrag V3 erst mal zurückzuziehen, "discourse" auf solide Beine zu stellen (Datenschutz-Transparenz etc.) und weiterzuentwickeln, Fortbildungen und Schulungen dafür anzubieten und vor allem, diesen Übergang attraktiv und freiwillig zu gestalten und nicht die bisherige E-Mail-Debattenliste dafür einfach zu schließen, in der z.Zt. etwa 400 Mitglieder freiwillig angemeldet sind und sehr viele davon sicherlich verärgert wären, wenn sie mit ihrer Debatte einfach abgeschaltet werden. Das ist meines Erachtens nicht passend für Bündnis 90/Die Grünen, so mit unterschiedlichen Interessenlagen umzugehen. Das könnte ich jetzt auf viele andere Bereiche übertragen, in denen ein vergleichbarer Vorgang ebenso unpassend wäre und allergrößte Proteste auslösen würde. Ich hoffe auf euer Verständnis. Vielen Dank!
Basisdemokratische und bündnisgrüne Grüße
Jörg Matthée
KV Prignitz