Antragsteller*in: | KV Ostprignitz-Ruppin (dort beschlossen am: 23.08.2022) |
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23. V2: MHB als Erfolgsprojekt unterstützen
Antragstext
Das Land Brandenburg steht (wie alle Bundesländer) vor der großen Herausforderung, die Gesundheitsversorgung der Brandenburger*innen heute und in Zukunft sicher zu stellen. Wir sehen den dringenden Bedarf eines Gesamtkonzeptes, welche die Zusammenarbeit aller Akteure und Sektoren fördert, um zukünftig im Flächenland Brandenburg eine hoch qualitative Medizin und Patientenversorgung gewährleisten zu können. Eine der großen Herausforderungen ist dabei die Gewinnung von Ärzt*innen und Psycholog*innen für die medizinischen Einrichtungen und Praxen. Bis vor einem Jahr war die Sicherstellung von Fachkräften eine besondere Herausforderung, da Brandenburg als einziges Bundesland keine Universitätsmedizin vorweisen konnte und somit keine Ärzt*innen ausgebildet hat.
Diesem Problem ist Brandenburg im Jahr 2014 mit der Gründung der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB) entgegengetreten.
Vor diesem Hintergrund und dem geplanten Aufbau eines Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (IUC) stehen Bündnis 90/Die Grünen für die Entwicklung eines Gesamtkonzepts für die medizinische Versorgung und Infrastruktur in Brandenburg.
Wofür wir uns einsetzen:
Weiterentwicklung der MHB
Da das Land Brandenburg und unsere Bürger*innen schon jetzt erheblich vom Engagement der MHB profitieren, setzen sich Bündnis 90/Die Grünen für eine langfristige Berücksichtigung der notwendigen Landesmittel insbesondere für den Forschungsbereich im Haushalt Brandenburg ein. Der Forschungsbereich ist existenziell für eine Universität.
Fortführung des Erfolgskonzeptes der Ärzt*innen-Ausbildung
Aufgrund der zahlreichen positiven Effekte durch die MHB setzen sich Bündnis 90/Die Grünen für eine langfristige Sicherung der MHB, den Ausbau der Kooperation mit den beteiligten Kliniken und Praxen sowie eine Unterstützung durch die politischen und kommunalen Gremien ein.
Ausbau des Modells zur Bindung der Absolvent*innen an die Region
Da das Land Brandenburg hinsichtlich der medizinischen Versorgung schon jetzt und in Zukunft von der MHB profitiert, setzen sich Bündnis 90/Die Grünen für eine Verstetigung der Wissenschaftsförderung im Landeshaushalt Brandenburg zur Gewinnung und Bindung von Absolvent*innen an die Region ein.
Kooperation der MHB mit dem zukünftigen Hochschulstandort Lausitz
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich für eine Kooperation zwischen der MHB und dem geplanten Innovationszentrum Universitätsmedizin Cottbus (IUC) ein. Diese Kooperation umfasst die gemeinsame Nutzung der organisatorischen und strukturellen Ressourcen aller beteiligten universitären Standorte. Zusätzlich befürworten Bündnis 90/Die Grünen die gemeinsame Einwerbung von Drittmitteln und Durchführung von Forschungsprojekten, um eine internationale kompetitive Forschung zu sichern und den wissenschaftlichen Austausch zu fördern.
Begründung
Weiterentwicklung der MHB
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich für die nachhaltige finanzielle Unterstützung durch das Land Brandenburg ein, um das Erfolgskonzept der Medizinischen Hochschule Brandenburg (MHB), einer Universität in kommunaler und gemeinnütziger Trägerschaft, weiterzuentwickeln. Sowohl die kooperative Trägerschaft, das Ausbildungskonzept (Brandenburger Modellstudiengang Medizin) sowie die Zugangsbedingungen (Auswahlverfahren statt NC) für die Studiengänge der Humanmedizin und Psychologie sind Erfolgsmodelle. Zudem leistet die MHB einen nachweislich hohen Beitrag zur Bindung der ausgebildeten Mediziner*innen und Psycholog*innen in ganz Brandenburg.
Mit vier Universitätskliniken, dem Immanuel Klinikum Bernau Herzzentrum Brandenburg, der Immanuel Klinik Rüdersdorf, dem Universitätsklinikum Ruppin-Brandenburg in Neuruppin (ukrb) und dem Universitätsklinikum Brandenburg an der Havel sowie über 35 kooperierenden Krankenhäusern und mehr als 170 Lehrpraxen steht die MHB für praxisorientierte, sektorenübergreifende und wissenschaftsbasierte Lehrkonzepte sowie für die Einheit von Forschung, Lehre und Patient*innenversorgung.
Die Finanzierung der MHB erfolgt zum überwiegenden Teil über die Studiengebühren, die entweder durch die Studierenden selbst oder anteilig durch sogenannte Klinikstipendien getragen werden. Zur Weiterentwicklung der MHB und Fortführung der bisher geleisteten Erfolge ist es notwendig, dass die bisher getätigten Investitionen in die notwendigen organisatorischen und strukturellen Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre verstetigt werden. Hierzu müssen u.a. Investitionen in die Infrastruktur und Wissenschaftsförderung getätigt werden.
Fortführung des Erfolgskonzeptes der Ärzt*innen-Ausbildung
Die positiven Effekte der MHB sind vielfältig:
Die durch gezielte Eignungsverfahren ausgewählten Studierenden stammen zwar aus ganz Deutschland, zu einem überwiegenden Teil jedoch aus Berlin und Brandenburg. Die Studierenden der MHB bereichern durch Ihre fachliche Motivation und ihr gesellschaftliches und politisches Engagement die Region.
Die Lehre an den beteiligten Kliniken und Praxen lässt Ärzt*innen/Psycholog*innen, Pflegekräfte und Patient*innen durch den wissenschaftlichen Austausch und Fokus profitieren.
Der Erfahrungsaustausch zwischen Bürger*innen, Ärzt*innen/Psycholog*innen und Mitarbeiter*innen der Kliniken sowie der Praxen wird von allen Beteiligten als bereichernd wahrgenommen.
Das Humanmedizinstudium wird als sogenannter Brandenburger Modellstudiengang angeboten. In diesem wird an der MHB die Trennung zwischen der Vorklinik und dem klinischen Studienabschnitt aufgehoben. Das Physikum entfällt. Der Modellstudiengang ist auf das Arbeiten in kleinen Lerngruppen nach dem Prinzip des Problemorientierten Lernens ausgerichtet. Ab dem ersten Semester gibt es Praxistage in einer Lehrpraxis sowie Praktika in Krankenhäusern. Im Unterrichtsformat TRIK (Teamarbeit, Reflexion, Interaktion, Kommunikation) reflektieren Studierende in der Praxis Erlebtes unter Supervision.
Das Studium ist so konzipiert, dass Studierende nicht nur Kliniken an den Universitätsstandorten, sondern darüber hinaus im gesamten Flächenland Brandenburg kennenlernen, was positive Effekte auf den erwünschten Bleibeeffekt hat.
Als erste Universität Deutschlands bietet die MHB den Direktstudiengang Psychotherapie in der psychologischen Ausbildung an. Dadurch verbessert die MHB die Versorgung mit Psychotherapeuten.
Ausbau des Modells zur Bindung der Absolventen an die Region zur Sicherstellung der medizinischen Versorgung (stationär und ambulant)
Über die Hälfte der Studierenden an der MHB kommen ursprünglich aus dem Land Brandenburg. Über zwei Drittel der Absolvent*innen bleiben nach Abschluss der Studiengänge in der Region und leisten einen Beitrag zur medizinischen Versorgung im Flächenland:
In ganz Deutschland herrscht Ärzt*innen-Mangel. Die Kliniken und Kassenärztlichen Vereinigungen stehen vor den Herausforderungen, durch Altersaustritt oder Abwanderung freiwerdende Stellen nachzubesetzen. Auch in Brandenburg gehen zahlreiche Ärzt*innen in den Kliniken und Praxen in den Ruhestand. Wenn hier nicht nachbesetzt werden kann, stellt dies insbesondere in strukturarmen Regionen eine zusätzliche Verschlechterung der medizinischen und psychologischen Versorgung der Bevölkerung dar.
Das innovative Auswahl- und Ausbildungskonzept sowie der sogenannte Klebeeffekt gehen einher und wirken dem Ärzt*innen-Mangel heute und in Zukunft entgegen. Eine anderweitige Werbung und Bindung von Mediziner*innen in der Region würden vermutlich deutlich höhere finanzielle Ressourcen nach sich ziehen. Die oben beschriebenen Effekte, Strukturen und Modelle wurden in den vergangenen Jahren aufgebaut und haben sich bewährt und etabliert. Mit der finanziellen Unterstützung der MHB erhält das Land zu vergleichsweise günstigen Konditionen sehr gut qualifizierte Ärzt*innen.
Kooperation der MHB mit dem zukünftigen Hochschulstandort Lausitz
Bündnis 90/Die Grünen begrüßen und unterstützen die vom Land Brandenburg geplante Gründung des Innovationszentrums Universitätsmedizin Cottbus (IUC) in der Lausitz als staatliche medizinische Fakultät in Brandenburg. Wir sehen die Gründung des IUC als wichtigen Beitrag zum Strukturwandel in der Lausitz und als weiteren Schritt im Kampf gegen den Ärzt*innen-Mangel im Land.
Bündnis 90/Die Grünen setzen sich schon bei der Gründung des IUC für eine Kooperation der beiden Hochschulen mit dem Ziel ein, die wertvollen Erfahrungen bei dem Aufbau der MHB in das IUC einfließen zu lassen und Synergieeffekte für die Ausbildung von Ärzt*innen für Brandenburg zu erreichen.