Antragsteller*in: | Robert Funke |
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W19: Robert Funke (KV Barnim)
Bewerbungstext (ohne Begrenzung)
Liebe Freund:innen,
"ich heiße Robert, bin 21 Jahre alt, studiere Ökolandbau in Eberswalde und meine Herzensthemen sind Landwirtschaft und Mobilität" - in etwa so würde mein erster Satz in einer Vorstellungsrunde der Grünen Jugend lauten. Dabei sind es natürlich nicht nur zwei Themen, die mich vor fünf Jahren - während ich mich genauso gut mit Schule, Minecraft oder Weißwein hätte beschäftigen können - zu Bündnis 90/Die Grünen geführt haben. Nicht zuletzt die klare Haltung unserer Bundestags- und Landtagsfraktion zu Fragen der Klimagerechtigkeit und zur Unterstützung von Menschen, die aus Kriegsgebieten zu uns fliehen, hat mich motiviert, selbst aktiv zu werden. Seither kämpfe ich mit der Partei und in der Partei für eine sozialökologische Politik ohne Scheu vor der notwendigen Radikalität. Ich kämpfe dafür, dass wir junge Menschen mitnehmen - ganz egal, ob sie schon wählen dürfen oder nicht. Und ganz nebenbei habe ich mich auch erfolgreich durch den Gremien- und Parteitagsdschungel unseres Landesverbandes gekämpft, sodass ich unsere innerparteiliche Basisdemokratie schätzen gelernt und zugleich Visionen für eine weitere Demokratisierung der parteilichen Strukturen entwickelt habe. In den folgenden Zeilen folgen Antworten auf verschiedene Fragen, die ihr euch an dieser Stelle möglicherweise stellt. So müsst ihr nur das lesen, was euch auch interessiert ;)
Welche Erfahrungen bringe ich mit?
Unseren Landesverband durfte ich bereits aus verschiedenen Perspektiven kennenlernen, ob als Landtagskandidat oder als Mitglied in zwei verschiedenen Kreisverbänden. Während ich zunächst im Kreisverband Potsdam aktiv war und dort die Ortsgruppe der Grünen Jugend mit aufbaute, wechselte ich mit dem Beginn meines Studiums Wohnort und KV-Mitgliedschaft und bin seither im Barnim zu Hause. Zwei Jahre lang durfte ich als Sprecher der Grünen Jugend Brandenburg im ganzen Bundesland unterwegs sein und als Vertreter der Grünen Jugend die Entwicklung der Kampagne zur Landtagswahl begleiten. In meiner damaligen Funktion als GJ-Sprecher war ich bereits einmal Mitglied des Landesparteirats und habe in den Diskussionen rund um die Koalitionsbildung nicht an unbequemen Fragen und konstruktiver Kritik gespart. In den zwei Jahren seit der Landtagswahl habe ich einiges an Kraft in den Aufbau von junggrünen Strukturen im Barnim gesteckt. Zudem wurde ich Teil des Bundestagswahlkampfteams der Grünen Jugend und habe meinen Teil dazu beigetragen, dass wir eine Wahlkampf-Bustour durch satte 10 Landkreise und kreisfreie Städte auf die Beine gestellt haben (vielleicht kam der Bus ja auch bei dir vorbei...). Fast die gesamte Zeit habe ich unseren bündnisgrünen Landesverband aus der Perspektive des Ehrenamtlers gesehen - mit einer Ausnahme: Im Jahr nach meinem Abitur bekam ich zusätzlich noch die Möglichkeit, für insgesamt fünf Monate in der Landesgeschäftsstelle zu arbeiten, wo ich an der Umsetzung unserer ersten Urwahl beteiligt war. Einen gänzlich anderen, aber ebenso spannenden Einblick bekam ich im Sommersemester diesen Jahres, welches ich als Praktikant in der Pressestelle des bündnisgrün geführten Agrarministeriums verbrachte.
Warum kandidiere ich für den Parteirat?
Ich möchte mit meinem kritischen und unkonventionellen Blick, mit guten Argumenten und unbequemen Fragen als Basisvertreter den Landesparteirat bereichern. In den vergangenen Jahren habe ich viele Aufgaben in unserer Partei übernommen, verschiedenste Perspektiven eingenommen und zahlreiche Kreis- und Ortsverbände kennengelernt. Durch den kurzen Draht zu vielen Mitgliedern im ganzen Landesverband hoffe ich, die Stimmung der Basis unverfälscht in den Parteirat tragen zu können. Dabei sehe ich mich auch als Brücke zwischen Jung und Alt, Speckgürtel und weiter draußen, Neumitglied und Alteingesessen. Aktuell verfüge ich über kein Amt, kein Mandat und kein Beschäftigungsverhältnis zu bündnisgrünen Akteuren, wodurch ich maximal unabhängig bin. Mein Ziel ist es, an entscheidenden Stellen den Parteirat zu erden, wichtige Debatten nicht isoliert in der Landesgeschäftsstelle zu führen, und bei strategischen Entscheidungen nie unsere basisdemokratisch beschlossene Programmatik aus den Augen zu verlieren. Es würde mich freuen, wenn ihr mir auf der LDK euer Vertrauen schenkt! Bei Fragen meldet euch auch gerne schon vorab.
Wie möchte ich den Parteirat weiterentwickeln und die Basisdemokratie stärken?
Vor knapp einem Jahr wurde vom Landesparteirat die Strukturkommission eingesetzt, welche sich unter anderem mit neuen Partizipationsmöglichkeiten in Zeiten von Regierungsbeteiligung und starken Mitgliederwachstums beschäftigt. Die Kommission wird Ende 2022 einen Abschlussbericht und Handlungsempfehlungen präsentieren, doch bis dahin vergehen noch viele Monate. Schon vor dem Abschlussbericht der Strukturkommission braucht es gelebte Partizipation - und an dieser Stelle bekommt der Parteirat eine entscheidende Bedeutung. Aufgabe des Landesparteirates ist es, die unterschiedlichen Ebenen gut zu vernetzen. Das muss erst Recht während einer Regierungsbeteiligung auf Landesebene gelten. Wenn harte Verhandlungen mit SPD und CDU hinter verschlossenen Türen und unter starkem Zeitdruck geführt werden, ist es kaum möglich, eine vierstellige Zahl an Mitgliedern einzubinden. Umso wichtiger ist es, aufkommende Diskussionen wenn möglich im Vorfeld zu kommunizieren, damit Kreisverbände, Landesarbeitsgemeinschaften und Co. eine offene und durchdachte Debattenkultur an den Tag legen können. Nur so lässt sich die Stimmung aus den verschiedenen Ebenen einfangen und weitertragen. Darüber hinaus braucht es neue Formate, um schnell und unkompliziert Informationen weiterzugeben. Als positives Beispiel möchte ich an dieser Stelle den Channel der Landtagsabgeordneten Ricarda Budke nennen, die vor jeder Plenarsitzung eine kurzweilige Zusammenfassung der aktuellen Themen und Debatten liefert - für alle, die es interessiert.
Jetzt noch was Fachliches... Ich studiere Ökolandbau - aber wie stelle ich mir die Landwirtschaft der Zukunft vor?
Zunächst freut es mich sehr, dass wir uns auf dieser Landesdelegiertenkonferenz mit der Rolle der Landwirtschaft für den Klimaschutz beschäftigen. Während die Lösungen für mehr Biodiversität und artgerechte Nutztierhaltung häufig bekannt sind und vielmehr an fehlenden politischen Mehrheiten scheitern, gehen die Einschätzung auseinander, wenn die Frage nach den Treibhausgasemissionen der Landwirtschaft gestellt wird. Der Mix aus Methanausstoß, Moornutzung, Lachgasemissionen von Wirtschaftsdüngern, energieintensiver Produktion von synthetischen Düngemitteln, Maschineneinsatz, Transport und Lebensmittelverschwendung zeichnet ein diffuses Bild und lässt erahnen, dass keine Maßnahme allein Wunder bewirken kann. Ich will mich an dieser Stelle auf eine Teillösung beschränken, in der ich großes Potential sehe. Werfen wir im Sommer einen Blick auf die Felder, sehen wir überwiegend Roggen, Mais, Raps, Grünland, Weizen und mit etwas Glück auch mal ein anderes Getreide. Zugleich werden Rinder, Schweine und Geflügel für die Produktion von unvorstellbaren Mengen an Fleisch, Milch und Eiern gehalten, welche sich zu großen Teilen auf Futtermittel aus anderen Kontinenten stützt. Werden jedoch ausschließlich regionale Futtermittel verwendet, fallen nicht nur die weiten Transportwege weg. Um pflanzliches Eiweißfutter vor Ort zu produzieren, werden Fruchtfolgen aufgelockert, der Anbau von Hülsenfrüchten spart klimaschädlichen Stickstoffdünger und unterstützt die Kohlenstoffbindung im Boden. Tierbestände müssten reduziert werden, was Ressourcen einspart und tiergerechtere Haltungssysteme möglich werden lässt. Gleichzeitig kann der Anbau regionaler Hülsenfrüchte wertvolle eiweißhaltige Nahrungsmittel für den Menschen hervorbringen, welche den tierischen Produkten auf der täglichen Speisekarte den Platz streitig machen. Setzen wir also darauf, dass wir in einigen Jahren nicht nur den Raps, sondern auch die Kichererbse, die Ackerbohne und die Lupine blühen sehen, wenn wir mit dem Drahtesel die Mark erkunden. Zuletzt sei noch erwähnt, dass zu jedem Zeitpunkt sichergestellt werden muss, dass Landwirt:innen von ihrer harten Arbeit leben und ihre Arbeitskräfte gut bezahlen können. Ursache für die prekäre Situation in der Landwirtschaft ist nicht etwa die Klimagerechtigkeitsbewegung, sondern Monopolbildung und eine falsche Subventionspolitik - und genau an diesen Stellen müssen wir ansetzen!
Pronomen: er
Kreisverband: Barnim
Was ich mag: Gerechtigkeit, Hühner, Jazz, gute Radwege
Was ich nicht mag: Intransparenz, Ausbeutung, die Farbe blau
Lebenslauf:
- 2000: Geburt in Potsdam
- Ende 2016: Eintritt bei Bündnis 90/Die Grünen
- 2018: Abitur
- 2017 - 2019: Sprecher der Grünen Jugend Brandenburg (somit zeitweilig Mitglied des Parteirates & des Wahlkampfstabs)
- 2019 Direktkandidat für den Landtag in Werder, Potsdam, Schwielowsee
- Seit 2019: Studium "Ökolandbau und Vermarktung" an der HNE Eberswalde
- 2020 - 2021: Vorstand Grüne Jugend Barnim
- 2020 - 2021: Wahlkampfteam Grüne Jugend Brandenburg
- 2021: Fünfmonatiges Praktikum in der Pressestelle des Ministeriums für Landwirtschaft, Umwelt und Klimaschutz