Schon heute sind Menschen gegen das Corona-Virus immunisiert. Das betrifft einerseits einen Großteil der Menschen, die an das RKI als erkrankt gemeldet wurden, d.h. 3.044.016 Menschen bzw. 2.736.100 Genesene (3,3%) in Deutschland. Hinzu kommen noch die 14.058.329 Geimpften (davon 8.872.224 mit einer und 5.186.135, d.h. 6,2% der Gesamtbevölkerung mit zwei Impfungen). Die SeBluCo- Studie des RKI hat bei Blutspendern zudem gezeigt, dass die Seroprävalenz (Nachweisbarkeit der Antikörper gegen SARS-Cov-2 im Blut), im März 2021 bei insgesamt 7,8 % lag. Allein wenn man diese Gruppen addiert: Genesene, Geimpfte und „Gesunde“ mit Seroprävalenz, ergibt sich bei 83.166.711 EinwohnerInnen ein Anteil von mindestens 17% Immunisierten. Niemand weiss jedoch, wieviele Menschen tatsächlich bereits immunisiert sind. Von einer Herdenimmunisierung würde man sprechen, wenn ca. 60-70% der Bevölkerung eine positive Seroprävalenz zeigten – wie weit sind wir davon noch entfernt?
Dringlichkeitsantrag: | Corona - Perspektiven brauchen Konsequenz (vorbehaltlich Zustimmung Dringlichkeit) |
---|---|
Antragsteller*in: | Lydia Budiner (KV Oberhavel) |
Status: | Abgelehnt |
Abstimmungsergebnis: | Ja: 14, Nein: 76, Enthaltungen: 0 |
Verfahrensvorschlag: | Abstimmung |
Eingereicht: | 15.04.2021, 18:08 |
Kommentare
Lydia Budiner:
Bisher liegen leider noch keine belastbaren Daten bezüglich der Korrelation zwischen dem Vorhandensein von Antikörpern gegen SARS-Cov-2 und der Dauer eines Immunschutzes vor. D.h. es ist unklar, wie lange Genesene oder Geimpfte tatsächlich eine Immunität gegen das Virus haben. Das zu wissen wäre aber wichtig für weitere Planungen und die Testungen würden zu Erkenntnisgewinn zum Immunitätsverlauf wichtig.
Serologische Tests bieten die Möglichkeit zur Identifikation der Patienten, die Kontakt mit dem Virus hatten und eine Immunreaktion auf den SARS-Co-V2 (Auslöser von COVID-19) entwickelt haben.
Eine bundesweite Testung der Bevölkerung würde Auskunft über die tatsächliche Gefahr bringen und evtl. wieder Schrittweise „Normalität“ ermöglichen.
Folgende Testungen wären denkbar und bereits erprobt:
Zur Bestimmung von IgG-Antikörpern gegen das neue Coronavirus wird der kommerzielle Labortest „Anti-SARSCoV-2-ELISA (IgG)“ der Firma Euroimmun (Euroimmun Medizinische Labordiagnostika AG, Lübeck) eingesetzt. Der Test wurde von verschiedenen Laboren (u. a. vom Nationalen Konsiliarlaboratorium für Coronaviren an der Charité-Universitätsmedizin Berlin, Prof. Dr. Christian Drosten) validiert und weist mit einer Sensitivität von 93,8% und einer Spezifität von 99,6% gute Testgüteeigenschaften und geringe Kreuzreaktivitäten (Infobox) auf.
Antikörpernachweise dienen aktuell primär infektionsepidemiologischen Fragestellungen. Mögliche Einsatzgebiete von Antikörper-Testen sind sero-epidemiologische Studien zur Erhebung der insgesamt stattgehabten Infektionen in einer Population oder Angebotsuntersuchungen im Rahmen der betriebsärztlichen Überwachung, z. B. von Pflegepersonal in Kliniken.
Zum Nachweis einer vorangegangenen SARS-CoV-2 Infektion stehen verschiedene Test-Formate (ELISA, CLIA) mit unterschiedlichen Virusantigenen (rekombinante S- bzw. N-Proteine) zur Verfügung, mit denen IgM-, IgA-, IgG- oder Gesamtantikörper nachgewiesen werden können. Bei der Mehrzahl der Patienten findet eine Serokonversion in der 2. Woche nach Symptombeginn statt (Sun et al., 2020; Wolfel et al., 2020; Zhao et al., 2020). Studien zu neutralisierenden Antikörpern deuten darauf hin, dass diese zu protektiver Immunität beitragen können (Cao et al., 2020; Chi et al., 2020; Ju et al., 2020; Kreer et al., 2020; Robbiani et al., 2020). Die WHO empfiehlt den Einsatz von immuno-diagnostischen Schnelltesten derzeit nur im Kontext von Forschungsprojekten. Aber das liegt natürlich auch daran, dass im Moment wenig Wissen vorhanden ist deswegen benötigen wir mehr wissen! Wir benötigen serologische Tests zum weiteren Erkenntnisgewinn und zur Planung der nächsten Schritte.